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Ein tagaktiver Nachtfalter

 

Als ich gestern mit unseren Hunden in Selk unterwegs war, flatterte ein auffallend dunkler Schmetterling über den Weg. Zusätzlich zum Schwarz der Flügel flackert immer wieder ein flammendes Rot auf. Ein Widderchen! „Gut im Auge behalten und schnell hinterher“, dachte ich. Denn im Gegensatz zu manch anderem Falter fliegen die Widderchen in der Regel nicht auf und davon, sondern lassen sich in der Nähe nieder, wo sie sich gut beobachten und fotografieren lassen. 

 

 

Widderchen sind tagaktive Nachtfalter. Hä? Macht diese Zuordnung Sinn? Auf den ersten Blick vielleicht nicht, aber Falter werden nicht primär anhand ihrer Aktivitätsphasen in Tagfalter und Nachtfalter unterteilt, sondern anhand ihres Körperbaus, der sogenannten Morphologie. So klappen beispielsweise (fast) alle Tagfalter ihre Flügel über dem Körper zusammen, wenn sie ruhen. Nachtfalter hingegen falten ihre Flügel dachartig über dem Körper zusammen oder aber, sie strecken sie zur Seite weg – wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Weiterhin haben alle Tagfalter dünne Fühler mit knopfförmigen Enden, während die Form der Fühler bei Nachtfaltern zumeist dicker und teilweise auch fedrig ist. Die Färbung hingegen bietet entgegen der landläufigen Meinung keine Anhaltspunkte. Es gibt sowohl bei Tag- als auch bei Nachtfaltern sehr prachtvoll gefärbte Arten ebenso wie graue Mäuse.  

 

Widderchen sind auf das insbesondere unter Pferdehaltern berühmt-berüchtigte Jakobskreuzkraut als Futterpflanze für ihre Raupen angewiesen. Wie so oft bei Insekten gilt auch bei dieser Art: wenn es eine bestimmte Pflanzenart für die Jugendstadien nicht gibt, gibt es auch keine erwachsenen Tiere. So einfach ist das. Dies gilt für viele Falterarten genauso wie für Libellen, Wildbienen, Käfer oder Heuschrecken. An dieser Stelle möchte ich für etwas Toleranz gegenüber dem Jakobskreuzkraut werben. Auf Tierweiden hat diese Pflanze aufgrund ihrer Giftigkeit unbedingt nichts zu suchen, dort müssen sie entfernt werden. Aber viele Insektenarten nutzen sie als Nahrungsquelle und manche davon, wie die Widderchen, können ohne sie gar nicht existieren. Darum bitte nicht ausreißen, wenn man sie am Wegesrand stehen sieht! 

 

Die Raupen der Widderchen sind übrigens, ebenso wie die erwachsenen Tiere, sehr auffällig gefärbt. Nicht schwarz-rot, sondern schwarz-gelb gestreift! Unmöglich zu übersehen oder falsch zu bestimmen, wenn man weiß, wonach man schauen muss. Die auffällige Färbung ist als Warnung an hungrige Vögel zu verstehen, denn die Giftigkeit des Jakobskreuzkrauts übernehmen die Raupen und werden so selbst ungenießbar. Ganz schön clever!

 

Noch einige Exemplare der Widderchen kreuzen den Weg und mir gelingen mit vorsichtigem Anschleichen einige gute Bilder. Neben den Widderchen fallen mir noch einige andere hübsche und interessante Tiere und Pflanzen am Wegesrand ins Auge. Aber das sind andere Geschichten… 

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Veröffentlichung

So, 14. Juli 2024

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